Neuer Raum für die Dorfgemeinschaft

 

Bilder von der Einweihung, die Fotos von Petra Kriechel, Robert Schadt, Erich Mayer (hier klicken)!

 

Einweihung: Gemeinde Großostheim übergibt »Haus der Vereine« an Pflaumheimer Vereine - Tag der offenen Tür

Großostheim-Pflaumheim
 »Dies ist ein großer Tag« erschallt es aus den geöffneten Fenstern der »Alten Schule« in Pflaumheim. Es ist erst 9 Uhr, dennoch sind 150 Bürger bei schwülem Sommerwetter zur feierlichen Einweihung ihres neuen »Haus der Vereine« gekommen.

 

Als Archivraum zu schade: Zur Einweihung des neuen Hauses der Vereine zeigt die »Ploimer Klöppelgruppe« ihr filigranes Handwerk im zukünftigen Archivraum. Foto: Petra Kriechel

 

Die Sängervereinigung hat das erste Lied angestimmt. Vereinsringsvorsitzender Gerald Zahn begrüßte die Anwesenden und gedachte seines verstorbenen Vorgängers Rudi Schadt, der sich bis zuletzt für dieses Haus eingesetzt habe.
 
Bis auf Kleinigkeiten fertig
Mit den Worten »Jetzt ist es soweit, bis auf Kleinigkeiten ist der Umbau abgeschlossen« eröffnete Bürgermeister Hans Klug die Feier und gab einen kurzen Rückblick auf den Umbau, der insgesamt 1,3 Millionen Euro gekostet habe, 600 000 Euro kamen davon als Zuschuss der Regierung von Unterfranken.
Der Bürgermeister lobte die Zusammenarbeit mit dem Architekturbüro Schuler und Schickling und dankte Bauamtsleiterin Cornelia Petermann und dem Vereinsring Pflaumheim. »Durch die gelungene Sanierung haben die Pflaumheimer ein Stück ihrer Geschichte zurück gewonnen«, fasste er zusammen.
Architekt Volker Schickling betonte, dass er beim Umbau bemüht war, alte Bausubstanz zu bewahren. Geländer und Gauben konnten beispielsweise erhalten bleiben. »Weil die Vereine auf größere Räume verzichteten, ist ein 160 Quadratmeter großer Multifunktionsraum im Erdeschoss möglich gewesen«, merkte er an.
 
Elsbeeren nicht lieferbar
Ganz abgeschlossen sei der Umbau noch nicht. Es fehlten die Tore an der Rotkreuzhalle und am Naturschutzverein im Untergeschoss. Das alte Außengeländer sei noch beim Schlosser und werde restauriert. Und ob im Hof eine Elsbeere, der Baum des Jahres 2011, gepflanzt werde, sei fraglich: Wegen großer Nachfrage seien die Elsbeeren zur Zeit nicht lieferbar.
Die symbolische Schlüsselübergabe erfolgt gleich doppelt. Schickling übergibt den überdimensionalen Schlüssel an Bürgermeister Klug. Der leitete die Schlüsselgewalt in Form des gewaltigen Schlüssels gleich weiter an den Vereinsringsvorsitzenden Gerald Zahn. Damit liegt das »Haus der Vereine« offiziell in den Händen der Vereine. An die alte Schule erinnert noch die in Sandstein gemeißelte Inschrift über der Eingangstür: »Schulhaus Anno Domini 1904«
Mit Interesse verfolgten die Anwesenden den Rückblick auf die Geschichte der »Alten Schule« von Lothar Rollmann. Ab und zu klang auch Verwunderung mit. Der Pflaumheimer Geschichtsexperte und Verfasser des Buchs »Pflaumheim im 20. Jahrhundert«, zweifelt an, dass die alte Schule je als Lehrgebäude genutzt worden war. Sicher ist, dass sie 1904 als Schule errichtet wurde, einen Lehrsaal hatte und spätestens seit 1928 ausschließlich als Lehrerwohngebäude genutzt wurde. Von der Einweihung vor gut 100 Jahren ist bekannt, dass »jedes Kind zur Feier des Tages einen Milchweck zu 6 Pfennig bekam«, zitiert Rollmann.
 
Kirchlicher Segen
Abschließend weihten die evangelische Pfarrerin Claudia Dürr und der katholische Pfarrer Thomas Wollbeck das Haus und die Vereinsräume und wünschen den Pflaumheimern, »dass die Gemeinschaft gelingen möge«.
Immer mehr Neugierige verteilten sich im Gebäude. An einigen Stellen standen Stellwände mit historischen Bildern, an den Gedenktafeln für verstorbene Vereinsmitglieder wurden Erinnerungen lebendig. Im noch leeren Archiv stellte die Ploimer Klöppelgruppe ihr altes Handwerk vor. »Der Raum ist viel zu schade für ein Archiv«, meinte jemand angesichts der Naturholzbalken und der freigelegten Sandsteinmauer.
Erstaunte Blicke treffen sich, hier ist in den vergangenen Jahren, Wochen und Tagen viel geschafft worden. Man unterhielt sich im Hof bei Weißwurst und Sekt, ließ Vergangenes aufleben oder schaut in die Zukunft im neuen Vereinsheim. Das Zwischenergebnis kann sich sehen lassen. Kleine Stolperfallen im Eingangsbereich werden provisorisch behoben. Dass das Haus nicht fertig ist, tut der Freude über den Einzug keinen Abbruch.

 
 
Frühschoppen mit Weißwurst und Sekt: Die offizielle Einweihung des »Haus der Vereine« ist vorbei. Besucher genießen den neuen Festplatz, im Hintergrund die Kirche St. Luzia. Foto: Petra Kriechel

Ein geschichtsträchtiges Gebäude

Spricht man in Pflaumheim von der „Alten Schule“, so ist das ein wenig irreführend. Es gibt zwei alte Schulen und sie stehen fast nebeneinander, beide an der Kirche St. Luzia. Die ältere „Alte Schule“, Baujahr 1853/54, ist direkt am Kirchplatz. Heute befindet sich die Katholische Bücherei darin. Die jüngere „Alte Schule“, das heutige „Haus der Vereine“, steht nur ein paar Meter entfernt an der Kirchtreppe. Sie wird 1904 erbaut, um die Raumnot in der Schule nebenan zu beheben. Ab 1928 wird sie zum Lehrerwohnhaus umgebaut.

 

 
Im Jahr 1904 ist die „Alte Schule“ an der Kirchtreppe für 22377 Mark erbaut worden.
 
 

Bis in die 60er Jahre war das Storchennest auf dem Dach belegt.

Foto: oben Hans Rosenberger, unten Lothar Rollmann

Nach dem zweiten Weltkrieg beschlagnahmen die Amerikaner die „Alte Schule“. Kurz darauf finden Heimatvertriebene in den ehemaligen Lehrerwohnungen ein neues Zuhause. Friseurmeister Alois Stanka aus dem Sudetenland führt seinen Salon noch bis 1970 in der „Alten Schule“. Mit den Jahren ziehen die Bewohner nach und nach aus, das Haus steht schließlich fast leer, die Bausubstanz zerfällt.

Schwieriger Umbau

Am 8. Juni 2006 beschließt der Gemeindrat 190 000 Euro für den Erwerb von Anwesen in der Schulgasse bereitzustellen, ein Jahr später folgen Anträge für den Umbau der Alten Schule zum Vereinsheim.

Sanierung und Umbau gestalten sich schwierig. Im Erdgeschoss müssen Wände versetzt werden, statische Probleme tauchen auf, das Gebäude weist unterschiedliche Setzungen auf und muss stabilisiert werden. Später macht ein Wasserschaden viel Arbeit zunichte.

Bis zu seiner Fertigstellung wird der Umbau knapp 1,3 Millionen Euro gekostet haben, 600 000 Euro hat die Regierung Unterfranken als Zuschuss gewährt.

Trotz aller Schwierigkeiten ist es gelungen, das Gebäude im gesetzten Zeit- und Kostenrahmen fertig zu stellen.

Das Konzept

Eine neue Bleibe finden in dem Haus der Vereinsring, die Sängervereinigung, der Geschichtsverein, die Rotkreuz-Bereitschaft, der Naturschutzverein und der Brieftaubenverein.

Für größere Treffen stehen im Erdgeschoss ein Multifunktionsraum und eine Küche zur Verfügung, die auch externe Pflaumheimer Vereinen und Gruppen kostenlos buchen können. Gegen eine Gebühr stehen diese Räume allen Bürgern für Feiern oder kulturelle Veranstaltungen zur Verfügung. Sie sind barrierefrei erreichbar und mit einer Behindertentoilette ausgestattet.

Die Öffnungszeiten der neuen öffentlichen Toiletten nebenan, im Gemeindehaus „Im Eck“ werden durch eine Schließanlage direkt vom Rathaus aus gesteuert. Rege genutzt wird bereits die neue Rampe, die den Kirchplatz über die Straße „Im Eck“ mit dem Ortskern verbindet.


Text : Petra Kriechel
Bearbeitet von Herbert Rachor

Der Geschichtsverein bedankt sich für die Hilfestellung bei der Einrichtung seines Domizils im Haus der Vereine:

Bei Schreinermeister Georg Scharf und Schreinermeister Ruthard Rachor, daß wir ihren Maschinenpark benutzen durften.

Bei Radio- und Fernsehtechniker Meister Hubert Nagel, für den bei der Einweihung zur Verfügung gestellten Großbild-Monitor.

 
 

Wer ist gerade online?

Wir haben 45 Gäste online
Copyright © 2009 by Geschichtsverein Pflaumheim