Buchvorstellung

Merowinger in Pflaumheim und Wenigumstadt

 

Der promovierte Archäologe und Autor Günter Rau referierte am Samstag, dem 29. November in Wenigumstadts „Alter Kirche“ anlässlich der Vorstellung seines Buches „Merowinger  in Pflaumheim und Wenigumstadt“ vor einem interessierten Publikum. Die beiden Vorsitzenden der Heimat- und Geschichtsvereine Robert Hock (Pflaumheim) und Reinhold Emge (Wenigumstadt) waren vom großen Zuspruch sichtlich begeistert. Neben den Großostheimer Bürgermeistern Herbert Jakob und Kurt Geiß waren Kreisheimatpfleger Elmar Hartmann und zahlreiche Heimatforscher gekommen um dem zweistündigen Vortrag zu lauschen.

 


Der promovierte Archäologe und Autor Günter Rau

Während der Aufarbeitung eisenzeitlicher Grabfunde im Aschaffenburger Stadtteil Strietwald im Jahr 1969 sondierte Günter Rau, einer früheren Fundmeldung nachgehend, an der Abbruchkante der Pflaumheimer Sandkaute die mögliche Lage eines fränkischen Gräberfeldes. Schnell sei ihm klar worden, dass in Pflaumheim seit Jahren merowingerzeitliche Gräber durch Sandabbau zerstört würden. Eine Nachgrabung über dem Steilhang führte 1969/70 zur Freilegung von 24 Grabstellen. Diese bildeten nur den kleinen Teil des zerstörten Gräberfeldes, das mit schätzungsweise 200 bis 300 Gräbern ein ehemals bedeutend großer fränkischer Friedhof war. In Wenigumstadt entdeckte Günter Raue an Ostern 1971 während einer Sondierung am Schützberg das fränkische Gräberfeld. Der Fundplatz lag auf dem Gelände, von dem seit Ende des 19. Jahrhunderts Grabfunde bekannt waren. Vom 1. Juli bis 18. August 1971 habe er 53 Reihengräber der Merowinger aufgedeckt. Weiterhin konnten Siedlungsgruben der Spiralbandkeramiker und Einzelfunde der Latènezeit nachgewiesen werden. Die Gräber in Pflaumheim und Wenigumstadt seien mit einer Hohlkammer versehen. Das ungestörte, reich ausgestattete Frauengrab Nummer 31 in Wenigumstadt gebe einen guten Überblick in die ehemals vorhandene Qualität der Bestattungen. Das gut erhaltene Skelett lag samt wertvollen Trachtbeigaben in einer Holzkammer. Eine bronzene Haarnadel und eine Halskette mit 60 Glas- und Bernsteinperlen sowie ein Brustgehänge mit einem silbervergoldeten Almandin-Rosettenfibelpaar, zehn großen mehrfarbigen Glasperlen und zwei Ringanhängern lassen eine hochgestellte adelige Dame – eine alemannische Fürstin vermuten. Für Rau ist diese Frau die „Königin des Bachgaues“ – „Ja lassen Sie ihren Lokalstolz beflügeln“ ermunterte Rau die Wenigumstädter – dieses Grab ist der bedeutendste Fund des Reihengräberfeldes von Wenigumstadt, auf dem bei weiteren Grabungen zehn Jahre später insgesamt 309 Bestattungen von der Völkerwanderungszeit in der ersten Hälfte des 5. Jahrhunderts bis ins 9. Jahrhundert nachgewiesen wurden. Pflaumheims bedeutendste Funde seien eine silbervergoldete Bügelfiebel mit Almandineinlagen und eine Goldscheibenfiebel, die 1958 als Antiquität nach Holland verkauft wurden. Letztere kamen glücklicherweise in die Universität Amsterdam, von wo sie im Tausch an das Aschaffenburger Museum zurückgelangte.

Verleger Eric Erfurth erläuterte den Aufbau des Buches. Für ihn stand die Frage: „Wie bekommt man die Gräber in das Buch?“ im Mittelpunkt. Bewusst sei ein Querformat gewählt worden. Bücher seien wie Fenster, die man öffnen muss. Mit dem Umblättern wird jeweils ein Grab geöffnet. Auf den folgenden Seiten entdeckt dann der Leser Details und Einzelheiten zum jeweiligen Grab mit zahlreichen Bildern, Lageplänen und Skizzen. Nach Aussage der Archäologischen Staatsammlung München sei erstmals in Deutschland ein Bildband erschienen, der zeige wie Archäologie funktioniert. Mit dem Layout, das den Schädel aus dem Frauengrab Nummer 31 zeigt, sei er für eine wissenschaftliche Publikation ein bewusstes Wagnis eingegangen.

 

 

Die Vorstände der Heimat- und Geschichtsvereine Robert Hock (Pflaumheim, links) und Reinhold Emge (Wenigumstadt, rechts) erhalten vom Archäologen und Autor Günter Rau die ersten Exemplare des Buches überreicht.

 

Info: Das Buch "Merowinger in Pflaumheim und Wenigumstadt" Archäologische Ausgrabungen 1970/71 von Günter und Monika Rau ist Erschienen im Logo Verlag Eric Ehrfurt, Obernburg. Gemeinsam herausgegeben  vom Geschichtsvereinen Pflaumheim und Heimat- und Geschichtsverein Wenigumstadt, 128 Seiten, 178 Fotos, 2 Karten, ISBN 978-3-939462-19-4, Subskription bis 31.12.2011, 24.- €, danach 28.- €. Erhältlich in Pflaumheim im Backes bei Peter Eichelsbacher und in der Bücherei, in Wenigumstadt beim Geschichtsverein und in der Bücherei.

 

Text von Thorsten Rollmann, Bilder von Erich Mayer

Zusammengestellt und bearbeitet von Herbert Rachor

 

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