Das Volkslied bewahren

Jahrestagung: Heimat- und Geschichtsvereine aus dem Landkreis trafen sich erstmals in Pflaumheim

Die Volksmusik, das Volkslied und der Volkstanz standen im Mittelpunkt der Jahrestagung der Heimat- und Geschichtsvereine des Landkreises Aschaffenburg, die sich erstmals in Pflaumheim trafen.

Der Vorsitzende des örtlichen Geschichtsvereins, Robert Hock, nutzte die Gelegenheit, sich bei der Gemeinde Großostheim für die finanzielle Unterstützung zu bedanken. Obwohl der Pflaumheimer Verein erst im Dezember 2006 gegründet wurde, habe man mit der Ahnenforschung, der Sterbebildarchivierung und der Sicherung und Pflege des ehemaligen Gemeindearchivs von Pflaumheim schon gute Erfolge vorzuweisen. Zu den Hauptaufgaben zählen, so Hock, der Erhalt von Bildstöcken und historischen Gebäuden, die Herausgabe von Büchern zur Heimatgeschichte und die Pflege von Mundart und Volkslied, das man anhand von offenen Stammtisch-Treffen und dem Wirtshaussingen betreibt.

 

 
Der 1. Vorsitzende Robert Hock vom Geschichtsverein Pflaumheim eröffnet die Veranstaltung

Der Ehrenvorsitzender des Geschichtsvereins Pflaumheim, Lothar Rollmann erläuterte die Herkunft des Ortsnamens. Entgegen landläufiger Meinung stamme Pflaumheim nicht von der Frucht »Pflaume« ab, sondern vom althochdeutschen »Pluomo«, was Blumenwiese bedeute. Erstmals erwähnt worden sei das Dorf in einer nicht mehr erhaltenen Urkunde im Codex Eberhardi des Klosters Fulda. Im historischen Atlas von Bayern werde das Jahr 794 genannt, daher habe die Gemeinde 1994 die 1200-Jahr-Feier mit einem großen Jubiläumsjahr begangen. In diesem Jahr soll der »Schneiderbildstock« aus dem Jahr 1520 auf Veranlassung der Gemeinde renoviert werden, erfuhren die Tagungsteilnehmer.

Großostheims Bürgermeister Hans Klug und die stellvertretende Landrätin Marianne Krohnen dankten den Vereinsfunktionären für ihre ehrenamtliche Arbeit.

Der stellvertretende Kreisheimatpfleger Franz-Josef Sauer erinnerte an den Tag des offenen Denkmals im vorigen Jahr. 1350 Besucher nutzten die Möglichkeit, eines von acht Denkmälern im Kreis Aschaffenburg anzuschauen. Der diesjährige Tag des offenen Denkmals findet am 8. September statt und steht unter dem Motto »Jenseits des Guten und Schönen - Unbequeme Denkmale«. Wer mit einem geeigneten Objekt teilnehmen möchte, möge sich bis Mitte Mai im Landratsamt melden. Dauerbrenner von ungeliebten Denkmälern gibt es laut Sauer genügend. Trauriges Beispiel sei das Wohngebäude in der Friedrich-Stein-Straße von Laufach aus dem Jahr 1568. Die noch vorhandene Stuckdecke sei von hohem kunsthistorischem Wert. Das Schicksal des Hauses sei ungewiss, da der Abriss, den die Gemeinde vornehmen lassen wollte, bislang nur von der Unteren Denkmalschutzbehörde und dem Landesamt für Denkmalpflege verhindert wurde. Aktuell sind 1005 Einzeldenkmäler in der Denkmalliste verzeichnet. Diese Denkmäler gliedern sich in 315 Wohnhäuser, 63 Kirchen, 41 Kapellen, elf Rathäuser, neun Schlösser und knapp 570 sonstige Denkmäler.

Kreisheimatpfleger Elmar Herrmann hatte seine eigenen Gedanken zur Bewahrung des Volkslieds: Er erinnerte daran, dass schon 1978 bei einer Tagung darüber geklagt wurde, dass die Leute nicht mehr singen, schlimmer noch, nichts »Gescheites« singen würden. Mit regelmäßigen Volkslieder- und Wirtshaussingen sollen die Geschichtsvereine dem entgegenwirken.
In einem einstündigen Vortrag über Volksmusik und Volkslied nahm Konrad Weigel aus Rottenberg ausführlich Stellung. Er streifte seine eigene Kinder- und Jugendzeit. Bekannt seien die Straßenmusikanten aus Alzenau und Dörnsteinbach gewesen. Wenn der Doktor Senft mit seinem Lied vom Grassmütterlein durchs Dorf zog, standen Jung und Alt auf der Gasse, ließ er die alte Zeit aufleben.

 

 
Arnold Rollmann, Adolf Rachor und Suitbert Kroth gaben Kostproben aus dem Liederbuch des "Ploimer Wirtshaussingens" zu Gehör.

Nach dem Zweiten Weltkrieg gab es auch am Untermain ein kulturelles Vakuum, so Weigel. In diese Lücke stießen die kirchlichen und freien Jugendverbände. Pflaumheim und Großostheim seien Hochburgen der katholischen Jugend gewesen. Die ersten Volkstanzkurse fanden in Schweinheim, Mömlingen und auf der Burg Breuberg statt. Auch die Heimatvertriebenen fanden sich mit jungen Menschen ihrer neuen Heimat zusammen, um zu tanzen und zu singen.

Mit den Begriffen Volksmusik und Volkstanz könne er wenig anfangen, sagte Weigel. Er spreche lieber von fränkischer Musik und von fränkischen Tänzen. Der Referent begrüßt es, dass viele Heimat- und Geschichtsvereine regelmäßig Volkslieder- und Wirtshaussingen anbieten, um dieses Liedgut vom Aussterben zu bewahren. 

 

Marianne und Hans Rasp aus Rottenberg musizierten und sangen Heimatlieder wie das Schäferlied aus Feldkahl.

Am Nachmittag standen Besichtigungen auf dem Programm. Die Teilnehmer besuchten den Steinmetzbetrieb Zahn, die Luzia-Kirche, das alte Rathaus von 1548 sowie den ältesten und den jüngsten Bildstock von Pflaumheim.

 

     Text: Torsten Rollmann, Bilder: Privat, Bearbeitet von Herbert Rachor

 

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