Ploimer Steinhauer und Maurer

 

Ploimer Steinhauer und Maurer beim Bau des

Nord-Ostsee-Kanals beteiligt

 

Der Nord-Ostsee-Kanal in Deutschland bis 1948 Kaiser-Wilhelm-Kanal verbindet die Nordsee (Elbmündung) mit der Ostsee (Kieler Förde). Der Kanal durchquert auf seiner Länge von knapp 100 Kilometern das Land Schleswig-Holstein zwischen Brunsbüttel und Kiel-Holtenau. 1886 billigte der Reichstag ein Gesetz zum Bau des Nord-Ostsee-Kanals und am 3. Juni 1887 erfolgte die Grundsteinlegung durch Kaiser Wilhelm I. in Kiel-Holtenau. Die Fertigstellung des Kanals erlebte Kaiser Wilhelm I. nicht mehr. Am 21. Juni 1895 war es stattdessen sein Enkel Kaiser Wilhelm II., der den Kanal einweihte.

Per Bagger oder Hand wurden mehr als 80 Millionen Kubikmeter Erde ausgehoben. Die Uferböschungen wurden befestigt und riesige Schleusenanlagen an den Endpunkten in Brunsbüttel und Kiel-Holtenau errichtet, um den Kanal vor Wasserstands- Schwankungen durch Ebbe und Flut zu schützen.

Bis zu 8900 Arbeiter bewegten circa 80 Mio. m³ Erdreich. Der Kanal war in dieser ersten Ausbaustufe 67 Meter breit und 9 Meter tief. 156 Millionen Goldmark verschlang der gigantische Bau, zu dessen Finanzierung Kaiser Wilhelm II. rückwirkend die Schaumweinsteuer einführte.

Eingesetzt waren die Handwerker aus Pflaumheim vorwiegend in Brunsbüttel Cook beim Bau der, für damalige Verhältnisse riesigen Schleusenkammern, die mit Natursteinen errichtet wurden.

 

Dieses Bild zeigt ein Bau-Trupp mit überwiegend Pflaumheimer Steinhauern und Maurern.

 

 

Georg Ostheimer, Vitus Hennrich, Simon Zahn, Josef Braun, Josef Zahn, unbek.,

unbek., Leo Braun, Jodukus Hock, Johann Ott, Johann Braun, unbek., unbek.,

unbek., Josef Euler, Christian Schaad, unbek., Adam Kress, unbek., Ingenieur,

Klemens Petermann, August Braun, unbek., Valtin Rollmann, Alois Hock,

Josef Ostheimer, unbek..

 

Die Namen wurden von Juliane Rüttger aufgeschrieben.

 

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Herbert Rachor

 

 

Pater Robert Ostheimer verstorben

 

Der Auftrag Gottes ist erfüllt

 

Pflaumheim. Eine traurige Nachricht  erreichte dieser Tage die Bachgaugemeinde und insbesondere die Familie  Ostheimer: Der Missionar,  Pater Robert Ostheimer, ein Schönstatt-Priester, ist am Mittwoch, dem 26. März in São Paulo in Brasilien im Alter von 88 Jahren gestorben. Die Beerdigung fand schon am nächsten Tag um 16 Uhr auf dem Friedhof der Wallfahrtskirche von Jaraqua statt.

Robert Ostheimer wurde am 7. Juni 1930 in Pflaumheim geboren. Er entstammt einer kinderreichen Familie. Von 1942 bis 1950 besuchte er die Oberrealschule in Aschaffenburg und legte dort auch sein Abitur ab. Aktiv wirkte er in den Nachkriegsjahren in der katholischen Jugendarbeit mit und hatte Hauptanteil bei der Erbauung des Jugendheimes in seiner Heimatgemeinde Pflaumheim.

Nach seinem Abitur im Jahre 1950 trat er als Novize in den Pallottinerorden in Untermerzbach, bei Bamberg, ein.  Ab 1953 studierte Pater Ostheimer an der Hochschule des Ordens in Schönstatt, bei Vallendar/Rhein. Im Juli 1954 trat er die große Reise nach Brasilien an, wo er seine  Studien beendete. Am 15. Juli 1956 weihte ihn Bischof Geraldo Jacarezinho in Lodrina/Brasilien zum Priester. Der Neupriester Pater Robert Ostheimer war dann im Januar 1957 eigens von Brasilien in die Heimatgemeide gekommen um dort seine Nachprimiz zu feiern.
Nach einem längeren Urlaub in Deutschland, ging er ein Jahr später wieder nach Brasilien zurück, das ihn fortan bis zu seinem Tod nicht mehr losließ.

Die Sorge um die Ärmsten der Armen  in  den Slumps von Sao Paulo war ihm ein großes Anliegen. So hat er in seiner Heimat einen großen Helfer- und Spenderkreis aufgebaut, um dort helfen zu können, wo die Not am Größten war.

Bei der Trennung der Pallottiner und dem Schönstattwerk am 18. Oktober 1966 entscheidet sich der glühende Marienverehrer für Schönstatt und beginnt mit einem brasilianischen Mitbruder eine Niederlassung der Schönstatt-Patres in Brasilien aufzubauen. Den Aufbau setzte er auch in Wirklichkeit fort indem er zahlreiche Kapellen und Gebäude für die Niederlassung  errichtete.

Pater Roberto  war in dieser Zeit ein „großes Instrument Gottes für den Bau des Schönstattgebietes von Jaraqua und des Exerzitienhauses in der Nachbarschaft“, schreibt ein Mitbruder zum Tod von Robert Ostheimer.

Von den elf aus Pflaumheim stammenden Priestern des 20. Jahrhunderts, ist jetzt nur noch einer am Leben.

  

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Text: Lothar Rollmann, Bearbeitet von Herbert Rachor

 


 

Ploimer Auswanderer

 

Die  Schiffskatastrophe der „Johanne“ vor Spiekeroog

 

Die „Johanne“ war eine hölzerne Bark von ca. 30 m Länge und ca. 5,50 m Breite. Sie wurde auf einer Werft in Linien, heute ein Stadtteil von Elsfleth gebaut und am 21. Oktober 1854 in Dienst gestellt. Die Jungfernfahrt des Schiffes sollte von Bremen an der Weser nach Baltimore an der Ostküste der USA (New York?) führen.

Wohlgelaunt und voller Hoffnung gingen am 29. Und 30. Oktober 1854  216 Auswanderer – 94 Männer, 77 Frauen, 32 Kinder unter 10 Jahren, 13 Säuglinge, 15 Besatzungsmitglieder und der Kapitän – darunter 5 Personen aus Pflaumheim: Margaretha Braun 20 Jahre, Adam Hock 23 Jahre, Catharina Zahn 24 Jahre, Peter Karl Hock 30 Jahre und Christian Höfling an Bord. Noch im späten 19. Jahrhundert war Auswanderung lebensgefährlich. Wer sich entschloss, in der Neuen Welt ein neues Leben zu wagen, musste eine gefahrvolle Seereise riskieren.

Am 2. November 1854 schließlich stach die Dreimastbark  „Johanne“ in See. An Bord befanden sich überwiegend Auswanderer aus dem Süden Deutschlands, die unter großen Strapazen die Küste erreicht und einen miserablen Zwischendeckplatz an Bord ergattert hatten. Sie alle waren fast bitterarm und wollten in Amerika eine neue Heimat finden.

Anfänglich lief alles glatt. Am Nachmittag des 3. November jedoch lavierte die Bark untergerefften Segeln in schwerem Nordwest bei Norderney. Die Passagiere an Bord hielten sich überwiegend unter Deck auf bei relativer Enge, stickiger Luft und ohne Licht - Kojen gab es nicht für alle Passagiere; Gepäck und Habseligkeiten der Auswanderer waren ebenfalls in den Passagierdecks verstaut.

Am folgenden Tag drehte der Wind und das Schiff lief unter vollen Segeln vor günstigem Südost. Schon glaubte man das Schlimmste sei überstanden, als in der Nacht auf den 5. November der Wind erneut auf Nordwest sprang und Sturmstärke annahm. Beim Festmachen des Bramsegels ging ein Matrose über Bord, der nicht gerettet werden konnte. Schließlich verlor das Schiff in drei Grundseen die Stagsegel. Trotz verzweifelter Anstrengungen wurde die „Johanne“ von ihrer Position westlich von Helgoland unerbittlich nach Süden vertrieben. In der Nacht auf den 6. November schließlich wuchs der Sturm zum Orkan. Von Hagel und Schneeböen gepeitscht, driftete die Bark, fast schon ein Wrack, auf die Untiefen vor Spiekeroog und strandete in der haushohen Brandung drei Stunden vor Eintritt der Flut am 6. November und kenterte dabei zur Seeseite. Masten und Takelage „kamen von oben“, teils auf Befehl des Kapitäns gekappt, um ein Kentern zu verhindern, teils durch die Brandung. Ein Mast zertrümmerte ein Deckshaus und verursachte den ersten Toten und Schwerverletzten. Weitere Passagiere wurden von der kochenden See über Bord gespült und ertranken im eisigen Wasser der Nordsee. Die Rettungsboote der Bark zur Rettung der Passagiere und Besatzung wurden zertrümmert und konnten nicht mehr eingesetzt werden. Die Bewohner der Insel Spiekeroog mussten dem Unglück hilflos zusehen, da sie kein geeignetes Rettungsboot zur Hand hatten. Erst bei Niedrigwasser konnten Schiffbrüchige gerettet werden, die sich unter Deck verrammelt hatten und ihr Glück zunächst kaum glauben konnten, darunter die fünf Emigranten aus Pflaumheim. Die Insulaner fanden Leichen und zerschlagene Körperteile am Strand.

Am Morgen des 6. November 1854 sahen die 134 vollzählig am Strand versammelten Spiekerooger einen Trümmerhaufen an ihrer Küste, auf dem zahllose Menschen um ihr Leben rangen.

Die Erretteten wurden liebevoll von den selbst armen Inselbewohnern aufgenommen und versorgt, bis sie am 14. November nach Bremerhaven abreisten, wo sie am 18. November eintrafen. Die meisten der Überlebenden reisten ärmer denn je wieder in ihre süddeutsche Heimat zurück, nur wenige versuchten später einen zweiten Anlauf.

Durch das Unglück verloren 77 der Auswanderer ihr Leben, darunter 18 Männer, 34 Frauen, 18 Kinder unter 10 Jahren und 7 Säuglinge. Die Toten der „Johanne“ wurden auf dem „Friedhof der Ertrunkenen“ („Drinkeldodenkarkhof”) am Ostrand des Dorfes beigesetzt.

Das Wrack der „Johanne“ versackte allmählich im Mahlsand. Heute gibt es keine Spur mehr von ihr. Doch die Tragödie sollte auch ein Gutes haben. Sie hatte zu neuem Denken an der Nordseeküste geführt und war ausschlaggebend für die Gründung der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger.

Margaretha Braun geb. am 17.06.1834 in Pflaumheim, Adam Hock geb. am 18.11.1831 in Pflaumheim, Peter Hock geb. 15.04.1825 in Pflaumheim und Catharina Zahn (Braut des Peter Hock) gaben trotz der überstandenen Schiffskatastrophe ihr Vorhaben nicht auf. Sie reisten auf dem Schiff „Wilhelmine“ nach Baltimore wo sie am 19. Februar 1855 ankamen, während Christian Höfling nach Pflaumheim zurückkehrte.

 

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Beitrag von: Albert Wagner, Herbert Rachor

 

 

 
Goldene Hochzeit

 

Die Gickel zum Krähen gereizt

 

Die Tageszeitung brachte ein Bericht von Lothar Rollmann am 18. Februar 1959 über das damals seltene Ereignis einer „Goldenen Hochzeit“. Der Original-Text hatte folgenden Wortlaut:


Auf 50 Jahre, ein mit Freuden und Leid ausgefülltes Eheleben können der 78jährige Schneidermeister Albert Rachor und seine 75 jährige Ehefrau Anna geb. Hock zurück blicken. Dieses so seltene Fest der goldenen Hochzeit beginnt das Jubelpaar zusammen mit seinen Angehörigen mit einem Dankgottesdienst in der Pfarrkirche, in deren Vorgängerin sie vor 50 Jahren ihren gemeinsamen Lebensweg begannen. Den kirchlichen Segen spendete damals Kaplan Nöth, der von Großostheim aus die Filialgemeinde Pflaumheim betreute.

 

Von den vier Buben und drei Mädchen, denen sie das Leben schenkten, mussten sie zwei Söhne auf den Schlachtfeldern des zweiten Weltkriegs lassen.  Der Ältere blieb als dritter Pflaumheimer Kriegstode in Rußland und der Jüngere, gerade mal neunzehn Jahre alt, musste wohl das gleiche Schicksal erleiden, von ihm fehlt jedoch bis heute (2017) jegliche amtliche Todeserklärung. Diese beiden Schicksalsschläge lassen alle anderen Sorgen und Nöte dieses langen Ehelebens klein erscheinen.

 

Im ersten Weltkrieg war der Jubilar selbst von 1915 bis Kriegsschluss im Dienste des Vaterlands. Rund 40 Jahre betrieb Schneidermeister Albert Rachor eine Maß- und Großstückschneiderei und hat dabei einer stattlichen Anzahl junger Leute, darunter auch seinen Söhnen, die ersten Kenntnisse dieses Berufes gelehrt. Später als seine Söhne selbstständig schneiderten, schaffte er sich ein paar Kühe an und bewirtschaftete seine Äcker. Von 1933 bis zu seinem Rücktritt zwei Jahre später war Schneidermeister Rachor erster Bürgermeister von Pflaumheim.

 

Das Lebensbild des Jubelpaares wäre unvollständig, wollte man nicht die Liebe des Jubilars zum Gesang erwähnen. Im ganzen Bachgau und auch sonst wo ist er dieser halb bekannt. Freilich nennt man ihn da nicht Albert, sondern seit Jahr und Tag einfach „Bättsche“, von seinem bürgerlichen Namen offenbar wegen seiner schmalen Figur abgeleitet. Nicht nur in Pflaumheim ist das „Bättsche“ mit seinen Sangesfreunden ein Begriff. Wer kennt sie nicht: den Dehmuths Fritz und den inzwischen verstobenen „Schmitts-Jokobs Willi“ Willi Hock. Manch einer hat sich hie und da hinzu gesellt, aber das genannte Trio gehörte zusammen. Keine Schlager, sondern alte Volkslieder gehörten zum reichhaltigen Repertoire. Waren die drei auswärts, dann waren die Wirtschaften im Nu gefüllt. Ab und zu hatte das „Bättsche“ seine Gitarre dabei, die eine besondere Vorrichtung zum Anbringen einer Mundharmonika hatte, und dann ging’s los!

 

Der Schalk sitzt dem „Bättsche“ manchmal faustdick hinter den Ohren: so machte er sich einen Spaß daraus, wenn er morgens in aller Herrgottsfrühe oder zu Mitternacht vom Singen nach Hause kam, durch sein Krähen die „Gickel“ der Nachbarschaft munter zu machen. Hörte er sie dann aus allen Richtungen frisch drauflos krähen, legte er sich schmunzelnd und zufrieden ins Bett. „Ja ja, des Bättsche mescht a heit noch gern soi Dättsche“ sagt Frau Rachor im Verlauf der Unterhaltung.

 

 

Die original Ploimer Wirtshaussänger: Willi Hock, Albert Rachor, Fritz Dehmuth

 

Die Nachfolger der original Ploimer Wirtshaussänger waren die Söhne vom Bättsche, Robert und Adolf mit ihrem Cousin Erhard Rachor und den Kollegen aus der Ploimer Sängervereinigung, Karl Zahn, Alfons Hock, Ernst Schuler und dem früh verstorbenen "Schulerbäcker's Karl" Karl Schuler. So wie früher das Bätsche mit seinen beiden Mitstreitern waren die sieben Sänger mit ihren Liedern unterhaltsame und gern gesehene Gäste in den Wirtshäusern in Pflaumheim und der Umgebung.

Heute ist der Neffe vom „Bättsche“ Adolf Rachor in die Fußstapfen der „Alten“ getreten und unterhält mit seinen Postsängern bei vielen Auftritten mit den alten Volksliedern und auch mit Eigenkompositionen ein begeistertes Publikum.

 

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Text: Lothar Rollmann, Herbert Rachor

Bilder: Privatbesitz Lothar Rollmann (1), Herbert Rachor (2)

 

 

Helene Grimm

Isch bin doch e Ploimern

 

Im Jahre 1958 weilte Helene Grimm in dem Heimatdorf ihrer Eltern. Vater und Mutter sind in den zwanziger Jahren des vorigen Jahrhunderts nach Amerika ausgewandert. Wie von ihren in Pflaumheim wohnenden Verwanden zu hören ist, plant Helene in nächster Zeit wieder einen Besuch in Pflaumheim.

Die damalige Tageszeitung brachte ein Bericht von Lothar Rollmann am 28.11.1958 über den Besuch der jungen Amerikanerin mit den Ploimer Wurzeln.

Durch und durch wollte die junge blonde Amerikanerin Helene Grimm das Heimatdorf ihrer Eltern kennenlernen. Die paar Wochen, die sie zusammen mit Vater, Mutter und Schwester im Jahre 1950 in Pflaumheim war waren ihr viel zu kurz dafür. Schon damals setzte sie sich in den Kopf, dies so schnell wie möglich und ausgiebig nach zu holen. Seit Ostersonntag 1958 war nun die Helene in Pflaumheim und hielt es bis November aus, ohne großes Heimweh zu spüren. Ja, die Tränen kamen ihr schon manchmal, wenn sie die letzten Tage unaufhaltsam kommen sah, so gut hat es ihr bei der Tante und den beiden Vettern gefallen.

„Isch bin doch e Ploimern“ sagt Helene öfter im unverfälschtem „Ploimer Dialekt“ mit amerikanischem Akzent. Vater und Mutter sind aus Pflaumheim und in den zwanziger Jahren nach den Staaten ausgewandert. Drüben haben sich dann beide näher kennengelernt und geheiratet. Vater Josef Grimm ist ein Sohn von Anton Grimm und Frau Helene in der Ringstraße  (heute Dorfmauerweg), die Mutter Babette ist die Tochter der Eheleute Adam und Magdalena Raab aus der Bachstraße (heute Pflaumbachstraße, sie wohnten im vom „Eier Helmut“ renovierten Raab-Haus“). Helene wohnt mit ihren Eltern in Canton im Staate Pennsylvanien im eigenen Haus. Canton ist ein Arbeiterdorf mit etwa 2500 Einwohnern, einer kleinen Kartonagenfabrik und einem Betrieb der Kleiderbügel herstellt. Ihr Vater ist in der Kartonagenfabrik beschäftigt und sie selbst  war seither im Lohnbüro des gleichen Werks angestellt.  Die Mutter macht sich die in der Pflaumheimer  Konfektionsschneiderei  erworbenen Nähkenntnisse zu Nutzen  und hat neben ihrer Hausarbeit noch zu nähen. In Amerika werden von der Bekleidungsindustrie nämlich die Hosenumschläge und Ärmel erst nach den Maßen der Kunden fertiggemacht.

Volle sieben Monate sah sich Helene in Pflaumheim um. Man konnte sagen, sie interessierte sich für alles. Ob das Feldarbeit war, die Flurbereinigung oder sonst was. Die „Ploimer Leit“ sind ihr sympathisch und im besonderen dieser oder jener junge Mann. Ihr freundliches Wesen fand überall Widerklang. Es hat ihr so gut gefallen, dass sie am liebsten in Pflaumheim ein Häuschen bauen würde. Siue hat sich dafür sogar schon einen Platz ausgesucht. Ganz entschieden und mit voller Überzeugung erklärte sie ihren Verwandten, wenn sie in zwei Jahren wiederkomme, dann sei es entweder ganz kurz oder für immer! Sebstverständlich will sie dann einwandfreies Hochdeutsch sprechen und sich immer mehr, wenn sie sich ein bisschen ungeschickt ausgedrückt hat, auf die Schippe nehmen lassen.

 Obwohl Helenes Mutter deutsche Gerichte kocht, fand sie doch so manches, was sie daheim vermissen wird. Besonders gut hat ihr das selbstgebackene Bauernbrot geschmeckt. Gerne hätte sie noch ein zünftiges Schlachtfest mitgemacht. Gut gemundet haben ihr auch die „Quetschekuche“, besonders die, welche sie selbst gebacken hat.

So alle paar Wochen fuhr sie mit Reiseunternehmen in verschiedene Länder. Einmal in die Schweitz, dann nach Tirol. Sehr eindrucksvoll war für sie die Pilgerfahrt nach Lourdes. Gut gefallen hat ihr auch die Reise nach Dänemark und Schweden. Jedesmal fand sie nette und freundliche Mitreisende aus der Umgebung, an die sie sich oft und gerne erinnern wird.

Mit der Höhepunkt ihres ganzen Urlaubs sei das Ploimer Heimatfest gewesen. Gar zu gerne hätte sie damals Vater und Mutter  hier gehabt. Eifrig hat Helene zur späteren Erinnerung und für die Eltern in ihre beiden Fotoapparate eingefangen was sie in Pflaumheim und Deutschland erinnert. Fast wöchentlich besuchte sie mit anderen jungen Menschen die Annakapelle, wie überhaupt ihre Religiosität beispielgebend war.

Mit dem deutschen Dampfer „Hanseatic“ wird sie in gut einer Woche wieder in den Staaten sein. Alle mit ihr bekannten Ploimer werden oft an sie denken und ein Wiedersehen wünschen!

 

Copyright © 2019 by Geschichtsverein Pflaumheim 2006 e.V.

 

Zeitungsartikel und Bild von Lothar Rollmann aus 1958

bearbeitet von Herbert Rachor

 

 
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