Bildstock im Pflaumheimer Wald, Unglück vor 400 Jahren

 
"Anno 1623 den 14. Aprilis ward von dem Wetter getroffen das junge Blut Hans Lang Conradi Lang Sohn ein Hirtens Pflaumheim, deren Seelen Gott Gnade Amen".

Soweit die Inschrift des Bildstockkreuzes am Waldweg Nähe Schützenhaus und Waldkindergarten. Der Bildstock wurde während des 30-Jährigen Krieges errichtet und soll an den Tod des Hütejungen erinnern, dessen Todestag sich am 14. April zum vierhundertsten Mal jährt.

Ziel dieser Bildstöcke war meist durch Gebete der Vorbeikommenden den durch Unglücke Getöteten schneller aus dem Fegefeuer zu bekommen, da dieser ja keine letzte Ölung erhalten konnte und so auf die Solidarität seiner frommen Mitmenschen angewiesen war. Mittlerweile ist das Fegefeuer abgeschafft, aber die Bildstöcke erinnern uns weiter an die Glaubenswelt vergangener Tage.
 
 
Regina Müller

 

 

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Der Ploimer Herrgottschnitzer

Mit kleineren Schnitzereien fing es an, Vor 65 Jahren beim Heimatfest entdeckt.

 

Beim Heimatfest im Juni 1958 konnte es jedermann sehen: Der damals 27jährige Pflaumheimer Robert Rollmann zeigte an einem Aushang in der Nähe des Festzeltes einige seiner Holzbildhauerarbeiten. Die kleine Ausstellung, die ausschließlich Kreuze und Madonnen zeigte, fand allgemeine Beachtung. Robert Rollmann war extra wegen des Heimatfestes von Garmisch-Partenkirchen, wo er die staatliche Holzbildhauerschule besucht nach Hause gekommen. Ein Teil seiner Ploimer-Landsleute weiß ja schon seit Jahren, dass Robert mit dem Schnitzmesser umzugehen weiß. Robert Rollmann ist gelernter Schreiner und hat seine Lehre in der Aschaffenburger Schreinerei von Schreinermeister Hammerbacher erfolgreich abgeschlossen. Schon in den Lehrjahren versuchte er Kleinigkeiten zu Schnitzen. Als er es zu einer gewissen Fertigkeit gebracht hat, lieferte ihm seine zweite Liebhaberei – der Wald und seine Tiere – die Motive zu den ersten größeren Arbeiten. Sie verraten schon die Begabung, die Robert Rollmann hat. Bald versuchte er auch Kruzifixe zu schnitzen. Sein erstes Kreuz hängt in der Küche seines Elternhauses. Im Gegensatz zu diesem kann man bei seinen späteren Arbeiten schon deutlichen Fortschritt und künstlerische Reife erkennen. Sein bis dahin in den Ausmaßen größtes Werk ist eine 80 Zentimeter große Madonna mit Kind. Weitere Motive folgten.

Um es in der Holzschnitzkunst weiter zu bringen versuchte er 1950 in Oberammergau bei einem Holzschnitzer seine Fertigkeiten zu vertiefen, was aber wegen den im gleichen Jahr stattfindenden Passionsspielen nicht gelang. Im Jahre 1953 fand er Arbeit in einer Schreinerei in Garmisch-Partenkirchen. Nebenbei schnitzte Robert Kleinigkeiten für die Touristen. Die Jahre in Garmisch gaben ihm die Sprache und die Kleidung der Region, die ihm zur zweiten Heimat geworden war. Im Januar 1958 ist Robert Rollmann bei der staatlichen Holzbildhauerschule in Garmisch-Partenkirchen aufgenommen worden. Die an sich vierjährige Schulzeit hat er als Umschüler innerhalb von zwei Jahren absolviert und erfolgreich mit der Abschlussprüfung abgeschlossen. Er heiratete 1964 eine Einheimische und lässt sich dauerhaft in Garmisch-Partenkirchen nieder. Er arbeitet weiter in einer Schreinerei und daneben als Holzbildhauer.

Er verstarb am 17.Mai 2011 im Alter von 79 Jahren und wurde in Partenkirchen beigesetzt.

 

 

 

 

 

 

 

               

      

 

 

 

 

 

 

 

 

Die Bilder zeigen eine Auswahl aus seinen Werken

 

 

 

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Text: Lothar Rollmann und Herbert Rachor

Bild: Archiv Geschichtsverein

 

Vor 65 Jahren: Festwoche in Pflaumheim

Das Heimatspiel „Der Schneider im Hungerturm" wurde uraufgeführt“

 

Schneider meck-meck-meck. Schneider meck- meck- meck lass die Nadel sausen! Solche oder ähnliche Spottliedchen müssen sich die Schneider gefallen lassen. Die Figur des Schneider steht nämlich für körperliche Schwachheit und ihr Mut wird verspottet. Ganz anders sieht es aber in einer Sage des ehemaligen Schneiderdorfes Pflaumheim “Der Schneider im Wartturm“ aus. Hier ist der Schneider ein mutiger Wildschütz, der sich mit List aus der Gefangenschaft befreit. Von dem mutigen Schneider zeugt nach der Sage noch heute der Schneiderbildstock von 1520, der älteste Bildstock in der Pflaumheimer Gemarkung. Die Geschichte des Schneiders ist die Grundlage des Festspiels, das vor 65 Jahren beim Heimatfest aufgeführt wurde.

Auf Initiative des im Januar 1955 Gegründeten Pflaumheimer Vereinsrings wurde unter dem Vorsitzenden August Ostheimer im Juni 1958 ein großes Heimatfest gefeiert. Im Rahmen dieses einwöchigen Festes wurde das Heimat- und Freilichtspiel „Der Schneider im Hungerturm“ uraufgeführt, mit der Sage als zentrale Handlung. Autor dieses Spieles war der Feuerwehrkommandant Albert Schuler, die Bühnenreife Bearbeitung wurde vom damaligen Pflaumheimer Pfarrer Karl Josef Barthels vorgenommen. Schneidermeister Alois Zahn studierte das Stück ein und war Spielleiter. Der Bearbeitung durch Pfarrer Barthels ist es zu verdanken, dass das Stück wirklichkeitsnah in die Zeit um 1550 eingebaut war und so auch einen geschichtlichen Aufschluss über den Bachgau der damaligen Zeit gab. Herausragende Figuren waren der Centrichter von Ostheim, Conrad Graf von Miltenburg (Friedbert Zahn), der Landschöff (Hubert Hock) und nicht zuletzt der Schneider Peter (Berthold Zahn) und seine Braut Mariann (Hedwig Rachor), aber auch der Nachtwächter (Manfred Hohm) ist mit seinem Stundengesang „Hört ihr Leut…“ in guter Erinnerung. Über 100 Spieler waren an dem dreistündigen Spiel beteiligt; als Landsknechte, Reiter, Bauern, Jäger und Treiber.

Die Bühne war an der Stirnseite des 1548 erbauten Rathauses aufgebaut. Aber auch der Straßenbereich war in das Spiel miteinbezogen. Für die Zuschauer waren auf der ansteigenden Rathausstraße in Richtung Kuhpforte Stuhlreihen aufgestellt. Beide Aufführungen waren ausverkauft.

 

 

Der Wilderer, Schneider Peter (rechts) vor dem Centrichter von Ostheim (links)

 

Ein herausragendes Ereignis in der Festwoche war ein Festakt am 18.Juni 1958 im Saalbau Schadt, in dem der Hauptlehrer a. D. Josef Schuck zum Ehrenbürger von Pflaumheim ernannt wurde. Der damalige Bürgermeister Gustav Peter würdigte in seiner Laudatio die großen Verdienste Schucks um die Heimatgeschichte. War er es doch, der schon 1937 das Heimatbuch „Pflaumheim im Bachgau“ verfasst und herausgegeben hatte. Kaum eine Gemeinde hatte schon zu dieser Zeit eine Heimatchronik.

Das Festzelt war mitten im Dorf auf der Bachstraße, zwischen der Krone und der Einmündung des heutigen Dorfmauerweges aufgebaut. Kein Mensch beklagte sich über Lärmbelästigung.

Ein großer Festzug am Sonntag mit über zwanzig Wagen und Gruppen war eine weiter Attraktion. Mitten in der Festwoche gab es im Saalbau Schadt ein Liederkonzert der Sängervereinigung und zum Ende einen Tanz mit der damals weithin bekannten Pflaumheimer Tanzkapelle „Unisono“

 

Text: Lothar Rollmann, Herbert Rachor

Foto: Archiv Geschichtsverein

 

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Grenzgang 2022

 

 

Am letzten Oktoberwochenende fand unter der bewährten Führung des Pflaumheimer Feldgeschworenen Rudolf Ostheimer die schon traditionelle Grenzsteinwanderung des Geschichtsvereins Pflaumheim statt. Der Wettergott meinte es gut mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmern, die bei trockenem und sonnigem Wetter die laut Rudolf “ambitionierte Tour” von knapp 10 km mit 3 Steigungen und insgesamt 198 Höhenmeter bewältigten. Am Treffpunkt auf dem Spielplatz Welzbachring gab es eine Einführung mit einem informativen selbst erstellten Plakat, das unter anderem die Lokalisation von 3 Dreimärkern aufzeigte, das heißt von Stellen, an denen 3 historische Territorien aufeinandertreffen, die heute noch Gültigkeit haben und später auch in Augenschein genommen werden konnten. Unser Guide machte unterwegs immer wieder auf noch vorhandene Grenzsteine aufmerksam, die meist die Grenzen von Ackerflächen markierten, aber auch solche zwischen dem Königtum Bayern und dem Großherzogtum Hessen. Bereits im Vorfeld hatte er viele Grenzsteine freigelegt oder freigeschnitten und mit weißer Farbe markiert. Im Verlauf der Führung erfuhren wir viel Interessantes aus vergangenen Jahrzehnten, beispielsweise über den Ablauf der Flurbereinigung in den 1950er Jahren, die unter anderem die Schaffung größerer Ackerflächen zum Ziel hatte, aber auch die Pflaumheimer Obstanlage schuf. Pflaumheim und Wenigumstadt waren damals die ersten bayerischen Gemeinden, die dafür in einem Pilotprojekt ausgewählt wurden. Mehreren Teilnehmern konnte er Ackerflächen zeigen, die ihrer Familie gehören oder gehörten und die inzwischen oft verpachtet oder verkauft sind. Aber auch aktuelle Entwicklungen wie der bereits teilweise abgesteckte Verlauf der geplanten Umgehungsstraße waren sichtbar und in Auswirkungen erkennbar.
Neben spannenden Informationen bot sich im Verlauf der mehrstündigen Tour auch die Gelegenheit, soziale Kontakte zu pflegen und mit anderen Wanderern zu plaudern. Es war also wie immer eine rundum gelungene Veranstaltung, die hoffentlich in ähnlicher Form im nächsten Jahr wieder stattfinden kann.

Text: Karin Ming

Bearbeitet: Herbert Rachor

Bild: Jürgen Hock

 

Copyright Geschichtsverein Pflaumheim 2022

 

 

 

Große Trauer um Pfarrer Leo Giegerich

 

Leo Giegerich wird am 26. März 1973 Pfarrer von Pflaumheim und am 5. August 1973 eingeführt. Er ist am 24. Oktober 1927 in Großwallstadt geboren und wird am 19. Juli 1953 in Würzburg zum Priester geweiht.

Pfarrer Giegerich tritt das schwere Erbe seines Vorgängers an, der mit dem Bau des Ambrosiushauses eine gewaltige Schuldenlast hinterlässt. Der damals 46-Jährige nimmt die Herausforderung an und baut mit enormer Tatkraft „und Mithilfe der Pflaumheimer“ wie er selbst sagt, den Schuldenberg – man spricht von 600 000 Mark – ab. Pfarrer Giegerich lässt den Altarraum in der Luzia-Kirche wieder seinem ursprünglichen Aussehen anpassen.

Bevor er 1987 im Alter von fast 60 Jahren noch einmal seinen Aufgabenbereich wechselte und die kleinere Pfarrgemeinde Weilbach  übernimmt, ist unter seiner Ägide die Erweiterung der Pflaumheimer Klais-Orgel um ein Schwellwerk sowohl in der technischen Ausstattung als auch in der Finanzierung gesichert.

Pfarrer Giegerich verfasst zudem eine Reihe von kleinen Schriften über die Pfarrei- und Kirchengeschichte, die er bescheiden als „Geschenkbüchlein“ für Altersjubilare bezeichnet. Sie sind vielmehr bedeutende Quellen über die Geschichte der Pfarrei und deren Vorgeschichte als Filiale von St. Peter und Paul Großostheim. Sehr ausdrücklich beschreibt er „das Ringen“ um den Bau der heutigen Pflaumheimer Kirche.

In der Zeit als Pfarrer „im Ruhestand“ ab 1997, lässt er sich im Caritas-Seniorenheim in Großostheim nieder und betreut als Seelsorger das Haus „ST. Franziskus“ und hilft überall dort aus, wo Priester fehlen.

Nun verstarb der beliebte Priester einen Tag nach seinem 95. Geburtstag am 25.10.2022 und wurde in seinem Heimatort Großwallstadt am 29. Oktober unter großer Anteilnahme der Bevölkerung die auch aus dem Weiten Umkreis kam, beigesetzt.

 

 

Studiendirektor Ludwig Heilmann und Pater Ernst Helfrich

bei der Einführung von Leo Giegerich (von Links)

 

Text: Lothar Rollmann und Herbert Rachor

Bilder: Archiv Geschichtsverein

 

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