5. Ploimer Klöppeltag

Altes Handwerk wieder entdeckt und neu belebt

 

Der Trend geht wieder zum Selbermachen. Viele alte Techniken erfahren eine ganz neue Wertschätzung. Klöppeln beispielsweise – ein fast in Vergessenheit geratenes, altes und besonderes Kunsthandwerk. Meist waren es textile Spitzen, die in den vergangen Jahrhunderten in dieser Technik hergestellt wurden.  Von den komplizierten Mustern der handgeklöppelten Spitze war damals der modische Adel gerade zu besessen. Häufig schmückten sie sich mit ihm als Ausdruck für ihr Prestige. „Handmade Spitze“ damit haben früher viele Frauen für einen Hungerlohn, in der Zeit der großen Armut,  ihre Familien unterstützt. Die Geschichte, rund um das Handwerk, sie stammt aus dem sechzehnten Jahrhundert und ist absolut faszinierend. Maschinell hergestellte Spitzen haben dieses Handwerk fast aussterben lassen. In den 1950er Jahren gab es in Deutschland kaum noch aktive Klöpplerinnen. Das Klöppeln hat sich vom Broterwerb zur kreativen Freizeitbeschäftigung und zum Kunsthandwerk gewandelt. Die Vielfalt der Materialien macht es möglich. Die Frauen, die früher durch Klöppeln ein kleines Einkommen mühsam verdient hatten, waren froh dies nicht mehr nötig zu haben, ihre Töchter lernten das Klöppeln nicht mehr. Nur in sehr wenigen der einst zahlreichen Klöppelschulen fand noch Unterricht statt. Es gab zwar vereinzelt Klöppelkünstlerinnen, wie die Hamburgerin Leni Matthaei oder in der Oberpfalz Suse Bernuth. Aber fast überall war das Klöppeln so gut wie ausgestorben. Bis man sich Sorgen um das alte Handwerk machte war es fast zu spät. In manchen Gegenden war auch die letzte Klöpplerin schon gestorben. Dann in den 1970er und 80er Jahren wurde das Klöppeln wieder belebt, nicht nur in Deutschland, sondern überall in Europa. Jetzt klöppelte man nicht mehr aus wirtschaftlicher Not, sondern weil man Zeit für und Lust auf ein interessantes Kunsthandwerk hatte. Anfangs wurden die alten Muster nachgeklöppelt, bald wurden aber auch neue Muster entworfen. In vielen Ländern wurden in diesen Jahren Spitzengilden und Klöppelverbände mit dem Ziel gegründet das alte Kunsthandwerk Klöppeln zu pflegen, zu bewahren, zu erforschen und zu fördern.

 


 

Es gibt mehr als 40 verschiedene Klöppeltechniken. Klöppeln heute ist so viel mehr als Meterware und Deckchen. Allein die Vielfalt der Garne von farbigem Leinen, zu verschiedenster Baumwolle und Seide, bis hin zu Drahtgespinsten (Faden mit Metall umwickelt) und zu richtigem Draht. Es können auch ungewöhnlichere Materialien (Papierbänder, Jute, Federn, Perlen) verarbeitet werden. Der Fantasie sind hier keine fast Grenzen gesetzt. Das macht dieses Handwerk so unwahrscheinlich interessant. 

Außerdem sind diese zarten und filigranen Gebilde ein wunderschöner Blickfang.

Die Herstellung der Handklöppelspitze beruht auf einem systematischen Wechsel von Verdrehen – Verkreuzen – Verknüpfen – Verschlingen der Fäden im Mehrfachsystem. Es gibt Handklöppelspitze in folgenden Varianten: Meterware, Einsätze, Deckchen, Kanten, Schmuckelemente oder Accessoires, in der Mode und in der Bildklöppelei. Grundlage für die Fertigung einer jeden „echten Spitze“ bildet eine Mustervorlage, der sogenannte Klöppelbrief. Der Wert eines Klöppelbriefes liegt in der künstlerischen Gestaltung sowie auch in der mathematischen und geometrischen Berechnung – der Entwurf ist hohe Kunst der Gestaltung. Die meisten Klöppelbriefe stehen im Urheberrecht. Von der Vielzahl der Handklöppler gibt es nur sehr wenige die in der Lage sind selbst neue Muster zu entwerfen und zu entwickeln. Diese Entwürfe sind, und waren stets die Grundvoraussetzung für die Herstellung einer Handklöppelspitze.

Heute geht die handgefertigte Spitze neue Wege. Die Technik blieb, aber die Spitze erfährt eine andere Wertschätzung. Die handgeklöppelten Spitzen finden vielfältigste An-und Verwendung. In der heutigen Zeit haben es sich einige Frauen, und vereinzelt auch Männer, zum ihrem Hobby gemacht und versuchen dieses alte Handwerk wieder neu zu beleben.

 


 

Dies hat sich auch die Klöppelgruppe vom Pflaumheimer Geschichtsverein zur Aufgabe gemacht. Einmal im Monat treffen sich die sieben Klöpplerinnen zu einem Workshop, um fingerfertig die Holzstäbchen die mit feinen Fäden bewickelt sind zu kreuzen, zu drehen, Halbschläge, Formschläge oder Picots zu setzen. Dabei werden auch die eigenen Erfahrungen am Kissen ausgetauscht, so dass nach und nach ein umfassender Fundus an Kniffen und Tricks entsteht. Das Herstellen - das Klöppeln der Spitzen - begeistert bei ihren Ausstellungen, die z.B. an Pfingsten im Gruberhof in Groß Umstadt, Historisches Marktplatzfest in Großostheim, Historisches Erntefest der Dieselschlucker in Johannesberg/Rückersbach und in der Weihnachtszeit natürlich auch in Pflaumheim sind, immer wieder die Besucher.

Klöppeltage keine Eintagsfliege

Die sehr aktive Abteilung des Geschichtsvereins rief 2013 sogar eine ganz neue Art Veranstaltung in dieser Region ins Leben. Dazu konnte Marianne Rollmann, die Leiterin der Klöppelgruppe, nach monatelanger Planung und vielen organisatorischen Stunden am damaligen 1. Ploimer Klöppeltag  38 Klöpplerinnen  im „Haus der Vereine“ begrüßen. Mit  den eingeladenen Gruppen die aus Seligenstadt, Karlstein, Dorfprozelten/Großheubach, dem

Odenwald und aus Gochsheim b. Schweinfurt angereist waren wurde gemeinsam geklöppelt, Erfahrungen sowie Tipps und Tricks am Klöppelkissen ausgetauscht. Die Besucher konnten auch den Schauklöpplerinnen über die Schultern schauen und die Klöppelarbeiten bewundern. Gerne und geduldig wurden die vielen interessierten Fragen der Besucher beantwortet und die unterschiedlichen Arbeitstechniken erklärt. Diese Veranstaltung findet mittlerweile jedes Jahr im März im Haus der Vereine in Pflaumheim statt. 2014 wurden sogar vom hess. Rundfunk Filmaufnahmen gemacht die dann 3 Tage zuvor im TV zu sehen waren.

Inzwischen  rückt der

5. Ploimer Klöppeltag 

immer näher. Er findet am   12. März 2017 von 10.oo bis 18.00 Uhr  in Pflaumheim im Haus der Vereine  (Kirchplatz 1)statt.

An diesem Klöppeltag  zeigen wieder ca. 40 Klöpplerinnen das nicht nur langweilige weiße Deckchen aus Omas Zeiten geklöppelt werden, sondern mit modernen bunten Bildern und verschiedenen Motiven eine Palette dessen entsteht, was geschickte Hände mit Fleiß, Geduld und Fantasie zaubern können. Auf den meist selbstgefertigten Klöppelkissen, wie sie auch im Erzgebirge verwendet werden, sind fantasievolle Muster, die so genannten Klöppelbriefe gesteckt nach denen die Kunstwerke entstehen. Das Hobby rund um die paarweise zugeordneten Holzstäbe kostet viel Zeit. An den Stäben hängen Seide - Leinen- oder Baumwollfäden in scheinbar wirrer Unordnung. Es dauert, bis aus diesem Faden- Chaos ein Spitzendeckchen, Hut, Schal, Bild, Tisch- oder Ansteckschmuck entstanden ist. Sogar eine Kinderklöppelgruppe aus dem Odenwald ist jedes Jahr dabei, sie bringen ihre Werke die sie auf dem Deutschen Klöppelkongress in einer gemeinschaftlichen Arbeit geklöppelt haben mit. Einmal waren es sechs einzelne Bilder 50x50 cm die dann zu einem großen Landschaftsbild  zusammen gefügt wurden, oder aber 12 einzelne  Motivbildern die zusammen gesetzt einen Jahreskalender darstellen bis hin zu einem kreativen Mobile, überraschen sie uns immer wieder mit ihren Ideen. Diese Arbeiten sind immer wieder ein echter Blickfang und nicht nur die Besucher sind von diesen Gemeinschaftswerken fasziniert.

In der Klöppelgruppe selbst gibt es aber keinen Stillstand, voller Tatendrang war sogar ein Teil der Gruppe  schon  wiederholt zur Weiterbildung auf Reisen. Im Sept. 2011 u. 2015 ging es u.a. ins Erzgebirge zu den legendären Annaberger Klöppeltagen. Während  dem 8-tägigen Aufenthalt eignen sie sich neues Wissen und Techniken an. Beim Testen anderer Materialien sind die Klöpplerinnen darauf gekommen, dass sich Edelstahldraht sehr gut für Schmuck und andere Objekte eignet. Viele Schmuckdesigner benutzen auch Metallfäden aus Gold, Silber oder Kupfer zum Fertigen von Schmuckteilen oder kompletten Schmuckstücken in einer Klöppeltechnik. Diese "Erstaunliche Spitze" zu kreieren wurde für sie Motto und Herausforderung. Außerdem sind diese zarten und filigranen Gebilde ein wunderschöner Blickfang. Jede Arbeit ist ein Unikat - das Arbeiten mit ausgefallenen und außergewöhnlichen Materialien erfordert lediglich etwas Kreativität, Vorstellungskraft und Mut. So werden Tischläufer, Schmuckstücke, Kragen, Decken und Spitzen zu Einzelstücken.

 

Text: Marianne Rollmann

Bearbeitet von Herbert Rachor

 

 

Geschickte Handwerker

Erstes Klöppelgruppen-Treffen beim Pflaumheimer Geschichtsverein

 

Mit handgemachter Spitze haben früher in der Zeit der großen Armut viele Frauen für einen Hungerlohn ihre Familien unterstützt. In der heutigen Zeit haben es sich einige Frauen -  und sogar auch Männer  - zum Hobby gemacht und versuchen, dieses alte Handwerk wieder neu zu beleben. 

 

 
 Erfahrungen ausgetauscht: Klöppler von Schweinfurt bis Seligenstadt fachsimpelten beim ersten Klöppelgruppen-Treffen in Pflaumheim.
 
Dies hat sich auch die Klöppelgruppe des Pflaumheimer Geschichtsvereins zur Aufgabe gemacht. Die Geschichte rund um das Handwerk reicht bis in das 16. Jahrhundert zurück.

Von den komplizierten Mustern der handgeklöppelten Spitze war damals der modische Adel geradezu besessen. Häufig schmückten sich die Herrschaften mit ihm als Ausdruck für ihr Prestige. Maschinell hergestellte Spitzen haben dieses Handwerk fast aussterben lassen. Marianne Rollmann, die Leiterin der Klöppelgruppe, hat jetzt nach monatelanger Planung und vielen organisatorischen Stunden etwa 40 Klöpplerinnen aus nah und fern im Haus der Vereine empfangen.

Der Vorsitzender vom Geschichtsverein Pflaumheim, Robert Hock hielt eine kleine Ansprache und brachte seine Anerkennung über die vielen schönen Handarbeiten zum Ausdruck.

Zu diesem ersten Ploimer Klöppeltag waren Gruppen aus Seligenstadt, Dorfprozelten, Großheubach, Karlstein, Gochsheim bei Schweinfurt sowie aus dem Odenwald angereist. Alle klöppelten gemeinsam, tauschten Erfahrungen aus, gaben einander Tipps und verrieten einige Tricks am Klöppelkissen. Sogar eine Kinderklöppelgruppe aus dem Odenwald war mit dabei. Diese Teilnehmer brachten ihr großes Werk mit, das sie im April auf dem Deutschen Klöppelkongress in Schönsee gemeinsam geklöppelt haben. Sechs einzelne Bilder in der Größe 50 mal 50 Zentimeter, die zu einem Bild zusammen gefügt werden können - aber auch einzeln war jedes Bild sehr schön gearbeitet. Nicht nur die Besucher waren von diesem Gemeinschaftswerk fasziniert.

Die Ausstellung zeigte, dass nicht nur langweilige weiße Deckchen aus Omas Zeiten geklöppelt werden. Mit modernen bunten Bildern und verschiedenen Motiven zeigten die Klöppler, was geschickte Hände mit Fleiß, Geduld und Fantasie zaubern können. Geduldig wurden die vielen Fragen beantwortet und die unterschiedlichen Arbeitstechniken erklärt.
Über die Schultern geschaut

Besucher durften den Kindern und Frauen beim Klöppeln über die Schultern schauen und sich bei Kaffee und Kuchen stärken. Der O-Ton der begeisterten Gastklöpplerinnen war am Ende des Tages: »Das war eine gelungene Veranstaltung - so einen tollen Tag sollten wir nächstes Jahr wieder machen. Schade, dass er schon vorbei ist.«

 

Zahlen und Fakten: Ploimer Klöppelgruppe

Gründungsjahr: 2010
Mitgliederzahl: Sieben Frauen
Leiterin: Marianne Rollmann, Pflaumheim
Aufgabe und Ziel: Die Erhaltung und Wiederbelebung einer fast vergessenen alten Handarbeit.
Aktivitäten: Monatliche Treffen zum gemeinsamen Klöppeln - Gast-Klöppler sind nach vorheriger Anmeldung (da begrenztes Platzangebot) willkommen.
Gemeinsame Ausflüge zu verschiedenen Klöppelevents, Ausstellungen und Messen sowie die Teilnahme an weiterbildenden Kursen.
Ausstellung und Schauklöppeln sind jährlich an Pfingsten in Groß-Umstadt im Gruberhof sowie auf dem Adventsmarkt in Pflaumheim.


Main Echo von 4.07.2013, Bearbeitet von Herbert Rachor

 

Kreative Frauen

Filigrane Handwerkskunst

 

Im Archiv des Pflaumheimer Geschichtsvereins entstehen aus Fäden filigrane Spitzenwerke. Ein leises, vielstimmiges Klappern erfüllt den Archivraum im Haus der Vereine. Obwohl sechs gesellige Damen zusammensitzen, ist kein Wort zu hören. Konzentrierte Stille erfüllt den Raum. Es ist Samstagnachmittag, draußen ist schönstes Wetter und die Damen sitzen vor einer gepolsterten Rolle oder einem flachen Kissen.

 


Konzentrierte Aktion: Marianne Rollmann und Christa Behl beim Klöppeln.

 

Darauf ist ein Muster gesteckt, Nadeln und Fäden hängen daran und unten baumeln kleine, garnumwickelte Holzstäbchen, Klöppel genannt. Diese Klöppel werden in gleichmäßiger Folge hochgenommen, gekreuzt, gedreht oder verknotet - und dann bis zu ihrem nächsten Einsatz zurückgehängt. Höchst filigran und kompliziert wirkt das Ganze. Doch scheinen die Damen der Ploimer Klöppelgruppe genau zu wissen, welcher Faden wann wohin kommt. Angewiesen werden sie vom Klöppelbrief, so heißt das Muster, das auf den Kissen steckt. Wenn es mal nicht weitergeht, helfen sie sich gegenseitig. Aber die Damen wissen, was sie wollen: Klöppeln.

Dem Geschichtsverein angeschlossen

»Wir alle sind mit dem Klöppelvirus infiziert!«, gesteht Marianne Rollmann. Die 54-jährige Pflaumheimerin ist die Leiterin der Gruppe, die sich am 8. Mai 2010 gegründet hat. Zunächst haben sie sich in ihrer Wohnung getroffen, später hat sich die Gruppe dem Geschichtsverein Pflaumheim angeschlossen und konnte mit in das "Haus der Vereine" einziehen.

Filigranes Handwerk aus Italien

Keine der Frauen klöppelt schon länger als drei Jahre. Fast alle haben bei Volkshochschulkursen ihre ersten Versuche gemacht. »Es ist ein entspannendes Hobby, das einen völlig einnimmt«, sagt Margaretha Rollmann. Christa Behl hat sich an einen Hut gewagt. Vor ihr aufgespannt liegt die Krempe. Sie wächst jeden Tag fünf Zentimeter, erklärt die Großostheimerin.

 

Verknotungsgefahr gebannt: Ursula Ott (links) ist noch nicht lange dabei. Marianne Rollmann zeigt ihr, wie es weiter geht. 


Ursula Ott ist ganz neu dabei, sie beginnt mit einer Borte für ein Lesezeichen mit einfachem Muster. Neben ihr sitzt die mit 75 Jahren älteste Klöpplerin der Gruppe: Wilfriede Humann aus Stockstadt. Sie hilft Ott über die üblichen Startschwierigkeiten hinweg. Die meisten haben eine Mappe vor sich liegen, darin bewahren sie ihre Klöppelarbeiten auf. »So können wir sie beim Schauklöppeln oder Ausstellungen besser präsentieren, ohne dass die schmutzempfindlichen Garngebilde Schaden nehmen«, erklärt Doris Stein aus Hösbach. Immerhin beleben die sechs Damen ein altes Kunsthandwerk aus dem 16. Jahrhundert. Vor allem die Kleidung der Hochadeligen und Reichen wurden damals mit Spitze verziert. Ursprünglich kommt das filigrane Handwerk aus Italien, weiß Ingrid Himmelheber aus Groß-Umstadt zu berichten. Angeblich sollen die Franzosen italienische Klöpplerinnen entführt haben, damit sie den Reichen Spitze an die Kleidung klöppeln. Heute sind Klöppelarbeiten unbezahlbar. Viel zu lange dauert es, bis ein Stück Borte, eine Hutkrempe oder ein Deckchen fertig gestellt sind. Bis zu acht Stunden sitzen die Damen täglich am Klöppelkissen - natürlich nur aus Liebhaberei und Spaß an der Sache, betont Rollmann. »Ich kann nichts verkaufen. An Leute, die ich sehr mag und die die Klöppelarbeit schätzen, verschenke ich das ein oder andere Teil.« Dass man mit Klöppeln auch moderne Kunstwerke fertigen kann, beweist Angelika Schmidt aus Kahl, die an diesem Tag zu Gast ist. Als sie ihr modernes Werk auf einem Schiebkissen präsentiert, stehen schnell alle im Kreis drum herum. Eine Weste soll es werden, sagt die erfahrene Klöpplerin. Alles, auch das Muster, ist selbst entworfen. Die Schläge sind einfach gehalten, dafür beeindrucken die verschiedenen Garne. Sie könnten unterschiedlicher kaum sein, feine dicke, grobe und raue, weiche Garne wechseln sich ab. Alles wird optisch zusammengehalten durch die Farbgebung ins Gelbliche. Schmidt fertigt die Weste im Rahmen des Workshops »Spitzenkleidung«, ein dreijähriges Projekt des deutschen Klöppelverbandes. »Man kann auch mit Draht oder Rinde klöppeln, das gibt ganz besondere Effekte und sieht ganz anders aus als die traditionelle Spitzenborte«, erklärt sie den staunenden Damen.

Mehrere Stücke gleichzeitig

Wenn man bedenkt, dass Klöpplerinnen mit bis zu 156 Klöppeln mit dazugehörigen Fäden arbeiten, ist die Verknotungsgefahr allgegenwärtig. Es passiert immer mal wieder, dass die eine oder andere nicht weiterkommt. Dafür haben die findigen Damen zwei Lösungen. »Wir fangen immer mehrere Stücke gleichzeitig an, wenn man bei einem nicht mehr weiter weiß, dann kann man es weglegen und erst einmal etwas anderes machen.« Oft fällt es mit ein wenig Abstand viel leichter, den Faden wieder zu finden. Geht es auch nach langer Pause nicht, nutzen die Frauen ihre monatlichen Treffen, um sich über Schwierigkeiten hinwegzuhelfen. »Eine weiß immer eine Lösung«, sind sie sich einig. So kommen sie gemeinsam weiter und haben Spaß bei der Arbeit, denn »Klöppeln verbindet nicht nur Fäden, sondern auch Menschen«, findet Marianne Rollmann.

 

Text und Bilder: Petra Kriechel, bearbeitet von Herbert Rachor

 

 

 

Die Ploimer Klöppelgruppe im Erzgebirge

 

Bei ihrem ersten gemeinsamen Ausflug fuhr die „Klöppelgruppe“ vom Pflaumheimer Geschichtsvereins vom 17. Bis 22.9. ins Erzgebirge, wo die „Annaberger Klöppeltagen“ als das Glanzlicht ihres Jubiläums bezeichnet werden, denn seit 450 Jahren werden im Erzgebirge die besonderen Spitzenarbeiten gestaltet. Mit der Eröffnung der 22. Klöppeltage war auch die Präsentation eines Buches verbunden, das unter dem Titel „Broterwerb – Handarbeit – Herzenssache“ an 450 Jahre Spitzenklöppeln im Erzgebirge erinnert. Die „Ploimer Klöppelgruppe“ wurde sehr herzlich von der amtierenden Annaberger Klöppelkönigin Heike Kluge begrüßt und knüpfte gleich mit einigen einheimischen Klöpplerinnen gute Kontakte.

 

 

 

Voller Begeisterung wurde bei Marcela Hovadova aus der Tschechischen Republik  der Kurs „Anstecknadel in 3D“ belegt. Dem nicht genug, ließen wir uns auch noch von Lia Baumeister-Jonker aus den Niederlanden in die Technik der „Schneeberger Spitze“ einweisen. Am Ende dieser Kurse wurden uns Zertifikate übereicht, die wir voller Stolz mit nach Hause nahmen.  Dann in unserer Unterkunft angekommen ließen wir noch bis spät in die Nacht die Klöppel fliegen um das erlernte zu verfestigen.

 

 

Neben acht hochkarätigen Ausstellungen war zudem eine nahezu unüberschaubare Fülle von Klöppelarbeiten zusehen. Angefangen von den klassischen Spitzen und Decken über Schmuck und bildhafte Darstellungen bis hin zum abstrakten reichte die Palette dessen, was geschickte Hände mit Fleiß, Geduld und Fantasie zaubern können. Außerdem gab es täglich Modeschauen mit modernen Spitzenideen internationaler Designern, sowie Fachvorträge von bekannten Musterbuchautorinnen rund ums Klöppeln. Neue Muster, Materialien, Vorlagen und Klöppel hatten Händler aus Deutschland und dem Ausland in ihrem Angebot. Sie stießen damit auf großes Interesse der vielen Besucher, zu denen ja auch wir gehörten.

 

 

In unserem Gepäck befand sich ebenfalls ein großer Einkaufszettel und wir nutzten die Gelegenheit um für uns, und unsere beiden Klöpplerinnen die leider nicht mitfahren konnten, einzukaufen. Eine solche Vielfalt an Zubehör findet man kaum irgendwo. Annaberg hielt sprichwörtlich die Fäden in der Hand und der krönende Abschluss des Jubiläums, ist der 30. Deutsche Klöppelspitzen-Kongress, der vom 13.-15. April 2012 in Annaberg-Buchholz stattfinden wird. Aber alles hat leider ein Ende. Am 22. Sept. machten wir uns mit dem neu erlernten und einem ganzen Sack voller Ideen wieder auf die Heimreise. Wir werden noch sehr lange an die schönen, beeindruckende Tage in Annaberg zurück denken, wenn wir die dort erworbenen Materialien verarbeiten.   

Text Marianne Rollmann, Bearbeitet von Peter Eichelsbacher

 

 
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