Vor 65 Jahren beim Heimatfest

 

 Hauptlehrer Josef Schuck wird zum Ehrenbürger ernannt

 

Pflaumheim: Im Rahmen des Heimatfestes am 18. Juni 1958, wurde bei einem Festakt im Saalbau Schadt Hauptlehrer Josef Schuck vom Bürgermeister Gustav Peter mit der Ehrenbürgerwürde geehrt. Er wurde damit der zweite und letzte Ehrenbürger von Pflaumheim überhaupt.

Im Gemeinderatsprotokoll vom 16. Mai 1958 heißt es dazu:

Anlässlich des Ausscheidens des Hauptlehrers Josef Schuck, der mehr als 40 Jahre an der Pflaumheimer Volksschule wirkte und sich große Verdienste um die Erziehung der Pflaumheimer Kinder erwarb, wird Hauptlehrer Schuck das Ehrenbürgerrecht verliehen. Die Überreichung der Urkunde soll im Rahmen des Heimatfestes in einer besonderen Feierstunde erfolgen.

Bereits am 2. Juni 1955 war Josef Schuck für seine vierzigjährige Tätigkeit an der Volksschule im Saalbau Schadt von Gemeinde, Schulamt, Lehrerschaft, Ortsvereinen und der Bevölkerung geehrt worden.

Sein Lebenslauf kann hier nur in groben Umrissen wiedergegeben werden. Der Umfang seiner Aufzeichnungen, sowie die vielen Auf und Abs seines hochinteressanten Lebens verlangt eine gesonderte Bearbeitung. Josef Schuck war nicht nur Lehrer mit Leib und Seele, er war auch ein Familienmensch –seine große Leidenschaft aber war Ahnenforschung und die Geschichte Pflaumheims. Davon zeugen unzählige Dokumente in seinem Nachlass. Auch die Veröffentlichung seiner Forschungsergebnisse im Heimatbuch „Pflaumheim im Bachgau“ 1937, war für ihn nur ein Zwischenergebnis. Alle Ereignisse in Pflaumheim und Umgebung während des Zweiten Weltkriegs und der Nachkriegszeit wurden von ihm festgehalten und dokumentiert.

Josef Schuck kam als erster von fünf Buben der Auswanderer Isidor und Margaretha Schuck am 5. September 1893 in Buffalo/USA am Eriesee zur Welt. Bereits 1898 kehrten seine Eltern nach Steinach an der Saale zurück. Der hochbegabte Junge besuchte die Präparandenschule in Neustadt und das Lehrerseminar in Würzburg. 1912 schloss er die Ausbildung mit sehr gutem Erfolg ab und war ein Jahr lang Lehramtsanwärter und damit im öffentlichen Schuldienst. Zu dieser Zeit war es üblich, seinen Militärdienst unmittelbar nach Abschluss des Studiums zu absolvieren, um danach in feste Anstellung zu kommen. Beim Ausbruch des Ersten Weltkriegs war er als Aktiver auch unter den ersten Soldaten an der Front. Bei einem Sturmangriff am 21. August 1914 gegen eine französische Stellung in der Nähe von Morhange/Frankreich zerriss eine Kugel seine Schlagader im rechten Oberschenkel. Nur dem energischen Eintreten eines jungen jüdischen Assistenzarztes verdankte er sein Leben, der Stabsarzt hatte ihn bereits aufgegeben. Nach der Genesung im Lazarett in Würzburg kam er dann als zweiter Lehrer am 1. Juni 1915 nach Pflaumheim. Die hübsche Wirtstochter Therese Ostheimer hatte sofort sein Interesse geweckt. 1916 wurde Verlobung gefeiert und am 14. Oktober 1918 geheiratet. Dieser Ehe entstammen vier Kinder, ein Sohn starb bereits als Säugling, die beiden Töchter und der Sohn wurden ebenfalls anerkannte gute Lehrer.

Seine schwerste Zeit durchlebte er nach dem Zweiten Weltkrieg. Er haderte sehr mit den ungerechten Vorwürfen von Besatzungsmacht und Militärregierung. Aber auch Ortsbewohner und vor allem Pfarrer Bieber enttäuschten ihn sehr. War er doch 1937 nur nach enormer staatlicher Pression, insbesondere durch seine Position als Beamter, und der Erpressung durch Ortsgruppenleiter Stegmann der NSDAP beigetreten. Zu keiner Zeit war er aktiv im Sinne der Partei. Am Ende des Krieges wurden alle Parteimitglieder in „Automatischen Arrest“ genommen. Zwei Mal wurde er interniert, dabei wäre er fast verhungert. Als er am 2. Juli 1946 nach der ersten Internierung in Moosburg entlassen wurde, wog er gerade noch 52 kg. Über seine zweite Internierung in Hammelburg gibt es ausführliche Aufzeichnungen, die dieses Kapitel von allen Seiten beleuchten, auch die gute Kameradschaft und Hilfsbereitschaft seiner Pflaumheimer Leidensgenossen sind ein Thema. Vom 1. Juli 1945 bis 1. Mai 1948 war er arbeitslos und somit auch ohne Einkommen. Im Herbst 1945 musste er seine Dienstwohnung innerhalb von zwei Stunden räumen. Auch diese schwere Zeit, im Kampf um Rehabilitation mit diversen Behörden und Ämter, sowie die Sorgen um die Familie und seine Zukunft hat er akribisch festgehalten.

Vom 1. Mai 1948 bis zu seiner Pensionierung am 1. August 1958 leitete er wieder die Pflaumheimer Volksschule und wurde von Schülern und Einwohnern geschätzt. Seiner Leidenschaft, alle Begebenheiten in seiner Umgebung festzuhalten, frönte er weiterhin. Egal ob politisch, kirchlich, in der Familie oder in der Gemeinde, es gab einfach kein Feld, das ihn nicht interessierte. Die Aufzeichnungen über seinen Hausbau etwa reichen vom Bauplatzkauf bis zur letzten Ratenzahlung. Die Erträge aus der Obstanlage wurden anfangs in Stückzahlen, später in Kilogramm festgehalten.

Am 29. Juli 1967 starb er völlig überraschend an einem Herzanfall.  

 

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Text: Alfred Peter

Bilder: Archiv Alfred Peter

 

 

 

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