Grenzgang 2024

 

Nach dem uns Petrus letztes Jahr ein Strich durch die Rechnung gemacht hatte, konnten wir diesmal bei gutem Wetter mit 18 interessierten Teilnehmer*innen am Sonntag den 3.11. an der Bayerisch-Hessischen Landesgrenze bei Ringheim die Flurbegehung starten. Rudolf Ostheimer, Obmann der Pflaumheimer Feldgeschworenen, erklärte unter vielen interessanten Aspekten den Zweck und Sinn dieser ehrenamtlichen Aufgabe.

 Besonders hervorzuheben war ein Auszug aus „Churfürstlich-Maynzische Land-Recht und Ordnungen für sämtliche Chur-Maynzische Landen von 1755“:

 „Damit nun einer jeden Gemarckung ihre Gräntzen und Mahle desto besser bey der Nachkommenschaft in ihrer Kantnuß erhalten werde, so sollen des Orths Schultheißen und ein Gerichtsmann, oder zwey  Feldgeschworne (welche derer Gränzen beste Wissenschaft haben) alle Jahre mit der Jugend männlichen Geschlechts, ihre Gemarckung ohnentgeltlich umgehen, und des Orths Jugend, jedoch gewissenschaft, niemand zu Nachtheil und Schaden, die Gränze und Mahle ihres Orths Gemarckung zeigen, selbige darzu anweisen und erinneren, auch wie und wann solches geschehen, einem besondern Gerichts- Buch einverleiben.“

Wir folgten der Gemarkungsgrenze über das Pflaumheimer Feld, vorbei am Feuerwehrhaus und der Hohen Hohle in Richtung Annakapelle.

Rudolf Ostheimer erzählte, dass 1956/57 als Pilotprojekt in Pflaumheim die erste bayerische Flurbereinigung durchgeführt wurde. Die durch Erbteilung zerstückelten und dadurch unwirtschaftlich gewordenen Felder wurden neu geordnet und auf eine betriebswirtschaftlich sinnvolle Größe gebracht.  Mangels Erfahrung wurde dabei keine Rücksicht auf Ackerraine, Gräben und Bachläufe genommen. Die Flur wurde regelrecht ausgeräumt. Tausende Obstbäume wurden für maschinengenrechte Bewirtschaftung der Ackerflächen gerodet. Nach der Flurbereinigung hatten die Landwirte für ca. 20 Jahre ein Auskommen. Danach gab es immer mehr Nebenerwerbslandwirte bzw. die Höfe wurden aufgegeben.

Abschluss des Grenzganges war die Annakapelle. Der Geschichtsverein Pflaumheim möchte die Tradition fortführen und im nächsten Jahr den Zyklus Grenzgang von der Annakapelle bis zur Wendelinuskapelle neu beginnen.

Ein herzliches Dankeschön geht an Rudolf Ostheimer für seine interessanten und kenntnisreichen Ausführungen.

Text : Karl-Heinz Rohm

 

Vereinsausflug 2024

ins Freilichtmuseum Bad Windsheim

 

Pünktlich um 8.00 Uhr morgens verließ der vollbesetzte Bus von Müller Tours Pflaumheim, chauffiert von dem allen bekannten Fahrer Franz, der uns wie immer sicher an unser Ziel, das Freilandmuseum in Bad Windsheim brachte. Nach der Aufteilung in 2 Gruppen erfolgte der Rundgang durch die Baugruppe West, deren Schwerpunkt Gebäude aus Mainfranken und von der Frankenhöhe bildeten. Kenntnisreich schilderten die beiden Führerinnen das Leben unserer Vorfahren in den vergangenen Jahrhunderten als arme und reiche Bauern, Hirten, Schäfer, Weber, aber auch Lehrer in überwiegend bescheidenen Verhältnissen. Zudem konnte eine Schule und eine Synagoge besichtigt und verschiedene Wohnformen einschließlich eines Fertighauses, aber auch von primitiven Bedarfswohnungen aus der Nachkriegszeit bzw. den fünfziger Jahren verglichen werden.

Im zugehörigen Kommun Brauhaus wurde anschließend das schmackhafte Mittagessen eingenommen und es wurden erste Eindrücke ausgetauscht.

Die Zeit nach dem Mittagessen stand zur freien Verfügung. Ein Rundgang durch das weitläufige Gelände bot Einblicke in alte Handwerks- und Bauernhäuser an, eine Ölmühle, Gärten, eine Brauerei und einen Büttnerbetrieb und vieles mehr, entsprechend den eigenen Interessen. Dabei zeigte sich, dass eine Erfindung wie der Elektromotor bereits um 1900 in landwirtschaftliche Maschinen eingebaut wurde, dann jedoch zugunsten des Verbrenners verlassen wurden und erst jetzt wieder vermehrt zum Einsatz kommt.

Ein besonderes Highlight waren die an diesem Feiertag stattfindenden Mittelaltertage. Darstellerinnen und Darsteller lebendiger Geschichte zeigten alltägliches Leben und boten handwerkliche Vorführungen, beispielsweise Wolle färben und Wolle spinnen, Pfeil- und Bogenbauer waren zu sehen, Pferdefuhrwerke waren den ganzen Tag unterwegs.

Voll mit neuen Eindrücken traten wir die Rückreise an und waren uns einig, dass sich der Besuch in diesem Freilandmuseum mit seinen vielfältigen Angeboten gelohnt hatte. Für das Jahr 2025 ist erneut für den schon traditionellen Termin am 03.Oktober ein Vereinsausflug vorgesehen, einige Ziele sind im Gespräch und wir werden rechtzeitig informieren.

 

Bild & Text: Karin Ming

 

 

Kerbausstellung 2024

 des Geschichtsvereins Pflaumheim

 

Die Vorstandschaft des Geschichtsvereins Pflaumheim freut sich, erneut einen Pflaumheimer Künstler mit seinen Werken anlässlich der traditionellen Kerbausstellung vorstellen zu können. Diesmal handelt es sich um den mittels Heirat zum Pflaumheimer Neubürger gewordenen Hecham Rahim, der bereits beim Kunsthandwerkermarkt in Aschaffenburg ausstellte.

 

Unter dem Titel „Mein Glas und ich“ werden wunderschöne Objekte aus Glas präsentiert: Spiegel, Glasskulpturen, dekorative Wandobjekte, aber auch Gebrauchsgegenstände wie Teller, Schalen oder Tische. Die Technik nennt sich Glasfusing, das bedeutet Glasschmelzen und heißt, dass in einem speziellen Brennofen bei etwa 800° C das Glas in verschiedenen Formen und Farben erweicht und dauerhaft verbunden wird. Als Material dient z.B. Fensterglas, das durch Upcycling einen neuen Lebenszyklus erhält. 

Hecham Rahim machte in Damaskus/Syrien eine handwerkliche Ausbildung und gründete eine eigene Firma. Die Beschäftigung mit dem Glasfusing entwickelte sich in über 20 Jahren vom Hobby zum Beruf mit der Herstellung von Glaskunstwerken und Gebrauchsobjekten in eigener florierender Werkstatt. Der Ausbruch des Krieges in Syrien im Jahr 2011 zerstörte alles, Wohnung, Arbeitsplatz, Lebensgrundlage, Sicherheit. 2015 kam er über die Balkanroute nach Deutschland, wo er vor 3 Jahren einen Neuanfang mit eigener Werkstatt schaffte.

Thematisch schließt diese Veranstaltung an die Sonderausstellung „Neue Heimat Bachgau. Angekommen nach Flucht, Vertreibung und Arbeitssuche“ des Bachgau-Museums in Großostheim an, an deren Konzeption Mitglieder des Geschichtsvereins Pflaumheim mitwirkten und auf die wir in diesem Zusammenhang gerne hinweisen.

Am Samstag, 12.10.2024 ist die Ausstellung im Alten Rathaus in Pflaumheim von 16.00 bis 20.00 Uhr, am Sonntag, 13.10.2024 von 14.00 bis 18.00 Uhr geöffnet.


 

 

Studienfahrt zum Weltnaturerbe Grube Messel am 30.06.2024

 

In diesem Jahr führt die Studienfahrt des Geschichtsvereins Pflaumheim in die nähere Umgebung. Die Grube Messel wird als Fenster zur Urzeit bezeichnet und dokumentiert die Entwicklungsgeschichte der Erde vor 48 Millionen Jahren. In dem stillgelegten Ölschiefer-Tagebau wurden exzellent erhaltene Fossilien von Wirbeltieren, Wirbellosen, Insekten und Pflanzen gefunden. Am bekanntesten sind die sogenannten Urpferdchen.

Wir treffen uns um 14.00 Uhr auf dem Parkplatz der Grube Messel (die Anreise nach Messel erfolgt über eigenständig zu organisierende Fahrgemeinschaften). Im Besucher- und Informationszentrum erwarten uns spannende Details zu Geologie, Vulkanismus, Landschaftsformen, Klima und natürlich den wichtigsten Messelfossilien. Zudem kann die Ausstellung „Zeit und Messel Welten“ erkundet werden.  Zwei Kinoräume und eine Schatzkammer mit Originalfossilien bilden das Highlight der Ausstellung.                                                                                                                             

Um 16.00 Uhr beginnt die Führung durch einen akademisch ausgebildeten Naturwissenschaftler etwa 30 Höhenmeter in den aktiven Forschungstagebau hinein, Dauer etwa 1 Stunde. Wichtig: Für die Teilnahme an einer Grubenführung muss festes und flaches Schuhwerk getragen werden! Personen ohne geeignetes Schuhwerk dürfen aus bergrechtlichen Gründen die Grube Messel nicht betreten!

Die Kosten für diese attraktive Exkursion werden vom Geschichtsverein übernommen. Eingeladen sind Mitglieder und Nichtmitglieder.

Es sind ausreichend viele Plätze für die sicherlich hochinteressante  Führung gebucht.

 

 

 

 

 

Vor 65 Jahren beim Heimatfest

 

 Hauptlehrer Josef Schuck wird zum Ehrenbürger ernannt

 

Pflaumheim: Im Rahmen des Heimatfestes am 18. Juni 1958, wurde bei einem Festakt im Saalbau Schadt Hauptlehrer Josef Schuck vom Bürgermeister Gustav Peter mit der Ehrenbürgerwürde geehrt. Er wurde damit der zweite und letzte Ehrenbürger von Pflaumheim überhaupt.

Im Gemeinderatsprotokoll vom 16. Mai 1958 heißt es dazu:

Anlässlich des Ausscheidens des Hauptlehrers Josef Schuck, der mehr als 40 Jahre an der Pflaumheimer Volksschule wirkte und sich große Verdienste um die Erziehung der Pflaumheimer Kinder erwarb, wird Hauptlehrer Schuck das Ehrenbürgerrecht verliehen. Die Überreichung der Urkunde soll im Rahmen des Heimatfestes in einer besonderen Feierstunde erfolgen.

Bereits am 2. Juni 1955 war Josef Schuck für seine vierzigjährige Tätigkeit an der Volksschule im Saalbau Schadt von Gemeinde, Schulamt, Lehrerschaft, Ortsvereinen und der Bevölkerung geehrt worden.

Sein Lebenslauf kann hier nur in groben Umrissen wiedergegeben werden. Der Umfang seiner Aufzeichnungen, sowie die vielen Auf und Abs seines hochinteressanten Lebens verlangt eine gesonderte Bearbeitung. Josef Schuck war nicht nur Lehrer mit Leib und Seele, er war auch ein Familienmensch –seine große Leidenschaft aber war Ahnenforschung und die Geschichte Pflaumheims. Davon zeugen unzählige Dokumente in seinem Nachlass. Auch die Veröffentlichung seiner Forschungsergebnisse im Heimatbuch „Pflaumheim im Bachgau“ 1937, war für ihn nur ein Zwischenergebnis. Alle Ereignisse in Pflaumheim und Umgebung während des Zweiten Weltkriegs und der Nachkriegszeit wurden von ihm festgehalten und dokumentiert.

Josef Schuck kam als erster von fünf Buben der Auswanderer Isidor und Margaretha Schuck am 5. September 1893 in Buffalo/USA am Eriesee zur Welt. Bereits 1898 kehrten seine Eltern nach Steinach an der Saale zurück. Der hochbegabte Junge besuchte die Präparandenschule in Neustadt und das Lehrerseminar in Würzburg. 1912 schloss er die Ausbildung mit sehr gutem Erfolg ab und war ein Jahr lang Lehramtsanwärter und damit im öffentlichen Schuldienst. Zu dieser Zeit war es üblich, seinen Militärdienst unmittelbar nach Abschluss des Studiums zu absolvieren, um danach in feste Anstellung zu kommen. Beim Ausbruch des Ersten Weltkriegs war er als Aktiver auch unter den ersten Soldaten an der Front. Bei einem Sturmangriff am 21. August 1914 gegen eine französische Stellung in der Nähe von Morhange/Frankreich zerriss eine Kugel seine Schlagader im rechten Oberschenkel. Nur dem energischen Eintreten eines jungen jüdischen Assistenzarztes verdankte er sein Leben, der Stabsarzt hatte ihn bereits aufgegeben. Nach der Genesung im Lazarett in Würzburg kam er dann als zweiter Lehrer am 1. Juni 1915 nach Pflaumheim. Die hübsche Wirtstochter Therese Ostheimer hatte sofort sein Interesse geweckt. 1916 wurde Verlobung gefeiert und am 14. Oktober 1918 geheiratet. Dieser Ehe entstammen vier Kinder, ein Sohn starb bereits als Säugling, die beiden Töchter und der Sohn wurden ebenfalls anerkannte gute Lehrer.

Seine schwerste Zeit durchlebte er nach dem Zweiten Weltkrieg. Er haderte sehr mit den ungerechten Vorwürfen von Besatzungsmacht und Militärregierung. Aber auch Ortsbewohner und vor allem Pfarrer Bieber enttäuschten ihn sehr. War er doch 1937 nur nach enormer staatlicher Pression, insbesondere durch seine Position als Beamter, und der Erpressung durch Ortsgruppenleiter Stegmann der NSDAP beigetreten. Zu keiner Zeit war er aktiv im Sinne der Partei. Am Ende des Krieges wurden alle Parteimitglieder in „Automatischen Arrest“ genommen. Zwei Mal wurde er interniert, dabei wäre er fast verhungert. Als er am 2. Juli 1946 nach der ersten Internierung in Moosburg entlassen wurde, wog er gerade noch 52 kg. Über seine zweite Internierung in Hammelburg gibt es ausführliche Aufzeichnungen, die dieses Kapitel von allen Seiten beleuchten, auch die gute Kameradschaft und Hilfsbereitschaft seiner Pflaumheimer Leidensgenossen sind ein Thema. Vom 1. Juli 1945 bis 1. Mai 1948 war er arbeitslos und somit auch ohne Einkommen. Im Herbst 1945 musste er seine Dienstwohnung innerhalb von zwei Stunden räumen. Auch diese schwere Zeit, im Kampf um Rehabilitation mit diversen Behörden und Ämter, sowie die Sorgen um die Familie und seine Zukunft hat er akribisch festgehalten.

Vom 1. Mai 1948 bis zu seiner Pensionierung am 1. August 1958 leitete er wieder die Pflaumheimer Volksschule und wurde von Schülern und Einwohnern geschätzt. Seiner Leidenschaft, alle Begebenheiten in seiner Umgebung festzuhalten, frönte er weiterhin. Egal ob politisch, kirchlich, in der Familie oder in der Gemeinde, es gab einfach kein Feld, das ihn nicht interessierte. Die Aufzeichnungen über seinen Hausbau etwa reichen vom Bauplatzkauf bis zur letzten Ratenzahlung. Die Erträge aus der Obstanlage wurden anfangs in Stückzahlen, später in Kilogramm festgehalten.

Am 29. Juli 1967 starb er völlig überraschend an einem Herzanfall.  

 

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Text: Alfred Peter

Bilder: Archiv Alfred Peter

 

 

 
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